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Im Idealfall lernen wir einen Menschen kennen und lieben und lassen uns auf eine für andere intime Begegnungen oder gar Lebensgestaltung übereinstimmt.

Als erwachsenen Menschen sollte eine ausführliche Abstimmung und das Mitteilen und Ausdrücken unserer Bedürfnisse für eine Partnerschaft und unsere Vorstellungen und Erwartungen vor einem tieferen Einlassen passieren bzw natürlich auch während der Beziehung immer wieder abgeglichen und in Kontakt gebracht werden.

Aber was sind meine Bedürfnisse? Und wie geht das, sie zu kommunizieren ohne, dass ich Druck und Erwartungen oder gar Schmerz auslöse?

An dem Punkt wie exklusiv oder offen für andere intime Begegnungen oder gar Beziehungen ich meine Partnerschaft leben möchte, betreten wir einen besonders sensiblen Bereich, der aber wichtig ist zu klären und zu bewegen, wenn du in einer wahrhaftigen und bewussten Beziehung leben willst.

Unsere gesellschaftliche Moral verurteilt den Wunsch nach sexuellem Kontakt mit mehr als einem Menschen während eine Partnerschaft immer noch – gleichzeitig sind die Zahlen des heimlichen Frendgehens oder von Ehen, die an Affären zu Bruch gehen prozentual sehr hoch.

Wir haben die Wahl, ob wir uns offener und ehrlicher dem Thema in unserem Leben stellen wollen, oder ob wir in der Heimlichkeit, die vielleicht dann irgendwann auffliegt, bleiben wollen, wenn wir zu denen gehören, die diese Bedürfnisse bei sich kennen.

Eine monogame Beziehung kann Sicherheit und Klarheit geben, einen Raum schaffen in dem du deine Bindung Stück für Stück vertiefen kannst. Sie fordert an bestimmten Punkten auch Kompromisse und Auseinandersetzung mit dem Verzicht auf die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse, gerade im sinnlich-erotischen Bereich. Oder sie birgt an der Stelle gerade die Herausforderung auch immer wieder neu zu schauen, nicht zu staagnieren und in der eigenen und gemeinsamen Entwicklung wach zu bleiben, Neues gemeinsam zu erforschen. Also nicht einzuschlafen und den anderen als gewohntes sicheres Mobiliar in meinem Leben wahrzunehmen.

Der Übergang zu einer offenen oder gar polyamoren Beziehung umfasst die unterschiedlichsten Modelle und Varianten, die jeder Mensch, jedes Paar für sich erforschen muss, um festzustellen, welche der Varianten gut zu Ihnen passt bzw. emotional und pragmatisch handhabbar sind.

  • Möchte ich ganz klar mit einem Partner meinen Alltag, Kinder, Urlaub teilen und ab und zu auf einer Party oder einem Seminar mal ganz frei und offen sein können, ohne das daraus eine intensiverer Kontakt entsteht?
  • Möchte ich lieber gemeinsam mit meinem Partner/meiner Partnerin sexuell offenere Räume erforschen, eine gemeinsame Öffnung erwägen in bestimmten geschützten Settings mit bestimmtes Schwerpunkten, die uns interessieren (Kuschelabende, Massageräume, Swingerclub, Tantraseminare, BDSM-Events usw.).
  • Oder möchte ich gar einen weiteren Partner/in in mein Leben integrieren, weil ich das Gefühl habe, das für meine vollständige Liebesentfaltung zu brauchen? ZB. weil ich mich als bisexuelles Wesen fühle oder weil ich mehr als einen Menschen lieben kann und möchte?
  • Möchte mein Partner/meine Partnerin das auch oder stehen wir dort vor einem Konflikt? ?

Im Liebeskontakt mit mehreren Menschen können vielleicht unterschiedliche Interessen geteilt werden und unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt werden, es entsteht dadurch vielleicht mehr Freiheit und Raum, mehr Großzügigkeit und Bedingungslosigkeit in der Bindung. Sexuelle Exklusivität muss kein Beweis der Liebe mehr sein.

Allerdings befinden wir uns meiner Ansicht nach an einer Entwicklungsschwelle in unseren Beziehungen, in denen noch viele schmerzhafte alte kollektive emotionale Muster aktiv sind. Das Selbstvertrauen in uns als liebenswerte und einzigartige Wesen und auch als sexuelle Wesen ist meiner Ansicht nach noch durch viel Angst und Mistrauen geprägt, durch die Jahrhunderte lange Geschichte von Gewalt, Machtmissbrauch und Unterdrückung hervorgerufen, die sich noch in unseren Genen und Verhaltensmustern wiederspiegeln. Hinzukommen individuelle biographisch bedingte Erfahrungen und Schmerzpunkte, die oft das Gefühl sich wirklich sicher in einer Bindung fühlen zu können belasten und wenn sie nicht bearbeitet und bewusst gemacht werden destruktiv auf unsere Beziehung einwirken können.

Verlassenheitsgefühle und Vereinnahmungswunden werden getriggert und spürbarer, umso tiefer ich mich einlasse (siehe Umgang mit emotionalen Schmerzen – integrieren statt kämpfen und vom Krieg zum gemeinsamen Wachstum)

Da kann es schon herausfordernd sein, mich auf einen Menschen einzulassen und noch mehr oder gar überfordernd, wenn noch mehr Personen und deren Bedürfnisse mit ins Spiel kommen. Meine Erfahrung ist, dass gerade im Bereich der offenen Beziehung diese komplexen Gefühlsschichten und Schattenbereiche aktiviert werden und einen sehr bewussten Umgang fordern, um nicht destruktiv zu wirken. Gleichzeitig birgt der Beschreiten dieses Beziehungspfades die Chance genau diese Schichten in uns zu erfahren und uns vielleicht sogar davon zu befreien.

Andersrum kann es mir gerade, weil es zu schwierig ist mich auf eine Person einzulassen, mehr Sicherheit geben, mich in loseren Mehrfachbindungen zu bewegen, dafür aber z.B. in Kauf zu nehmen, alleine zu leben.

Egal ob monogam oder polyamor – es ist von grosser Bedeutung sich selbst immer wieder bewusst für die Form der eigenen Beziehung zu entscheiden und für die Wachstumsherausforderungen oder auch Grenzen, die das mit sich bringt, Verantwortung zu übernehmen.